Alle reden drauf und drüber – Weshalb Unternehmen auf Clubhouse durchstarten sollten
Was haben Klimaaktivistin Luisa Neubauer, Entertainer Thomas Gottschalk, Politiker Christian Lindner, Unternehmerin Lea-Sophie Cramer gemeinsam? Sie reden auf Clubhouse. Die gesamte Kommunikationswelt redet darüber, wirklich mitreden können bisher wenige. Nur wer eingeladen wurde, kann Clubhouse nutzen. Das sind allein in Deutschland nach nicht einmal drei Monaten schon ca. 300.000 Menschen (offizielle Zahlen noch nicht verfügbar). Die Einladungen sind so begehrt, dass sie sogar auf Ebay gehandelt werden, aktuell für bis zu 15 Euro.

Clubhouse – Eine Einführung
Clubhouse ist eine Mischung aus Podcast und Radio. Es gibt nur das gesprochene Wort, Geräusche und Musik. Alles ist live. Das ist auch schon der große Unterschied zu allen herkömmlich bekannten sozialen Plattformen. Denn gespeichert (zumindest für die Öffentlichkeit) wird nichts. Kommentare sind nur mündlich möglich (was es Trollen deutlich schwerer macht) und nichts kann bearbeitet, geschnitten oder schöngeschrieben werden, gerade mal das Profilbild, die eigene Bio oder mit großem Aufwand der Sound. Das Prinzip der Macher sieht das jedenfalls nicht vor. Reale Menschen sollen sich über das austauschen oder einfach nur anhören, was sie interessiert. Unglaublich, was das alles sein kann: von nachgemachtem Katzenmiauen (Cat Chat Club) bis zur wissenschaftlichen Debatte über Quantenphysik (Physics), von der Liveperformance mit Gitarre (Axel Mansoor) bis zum Austausch über die Entwicklung der Innenstädte. Auf Clubhouse reden wildfremde Menschen miteinander rund um die Uhr über Interessantes, Kurioses, Merk- und Denkwürdiges. Oder einfach auch mal zehn Minuten Stille (“meditate with me for 10 min”).
Auf der Startseite der App, dem sogenannten Hallway (Flur), gibt es für so ziemlich jedes Interesse einen Raum – ein Klick genügt und man ist drin. Wer einen Beitrag leisten möchte, kann die virtuelle Hand heben und muss warten, bis ein Moderator einen auf die Bühne holt. Jetzt sollte man auch etwas Sinnvolles zu sagen haben, denn genauso schnell, wie man auf die Bühne geholt wurde, genauso schnell kann einen der Moderator auch wieder runterwerfen. Das gilt auch für die Zuhörer: So schnell wie sie in einem Raum drin sind, genauso schnell haben sie ihn unauffällig auch wieder verlassen. Die Moderatoren eines Raumes sind also gefordert, spannende Themen, interessante Speaker und fesselnde Diskussion zu gestalten. Eine echte Herausforderung, wenn nur ein Mikrofon zur Verfügung steht.
Der Direkte Draht
Laut der Gründer Paul Davison und Rohan Seth sind Unternehmensprofile auf Clubhouse unerwünscht. „Sie müssen einen echten Namen und eine echte Identität für den Dienst verwenden“, heißt es in den Community Guidelines. Auf Clubhouse müssen Unternehmen also Gesicht zeigen – oder besser: viele Gesichter. Und Kreativität dabei zeigen, wie das Unternehmen sichtbar wird und die Botschaft vernommen wird. Und überhaupt: Eine der obersten Prämissen in der Kommunikation ist das Zuhören. Dazu ist Clubhouse am besten geeignet: Zur Ergründung der eigenen Zielgruppe, zur Generierung von Insights. Ob in eigenen Räumen oder als Gast in anderen, auf Clubhouse haben Unternehmen die große Chance, ihre Kunden genauer kennenzulernen, was ihnen wichtig ist, was sie denken, wo ihre Interessen liegen. Mit diesen Erkenntnissen können Unternehmen bspw. Produkte entwickeln oder zielgruppengerechte Services gestalten.
In eigenen Räumen können Unternehmen den direkten Draht zu Ihren Stakeholdern aufnehmen. Die HR-Abteilung kann Hintergründe zu Sozialleistungen und Arbeitsbedingungen geben, die Produktmanager über Verbesserungsvorschläge diskutieren, Investore Relations über das neue Nachhaltigkeitsprogramm sprechen.
Content is King
Offenheit, Transparenz und Mut sollten zur Unternehmenskultur gehören, wenn es sich auf die Expedition Clubhouse begibt. Aber sind wir mal ehrlich: Wer als Arbeitgebender, Marke oder Hidden Champion bei seinen Stakeholdern akzeptiert werden möchte, wer eine öffentliche Legitimation für das eigene Handeln anstrebt, der kommt mit Geheimniskrämerei ohnehin nicht weit. Und eine exzellente Moderatorin begrenzt außerdem das Risiko einer ausufernden, negativen Diskussion auf Null – wohlgemerkt: eine exzellente Moderation.
Da bei Clubhouse nur das gesprochene Wort wirkt, sollte die Moderation eine angenehme Stimme haben. Sie sollte in der Lage sein, ohne alle sonst vorhandenen optischen Signale wie Gestik und Mimik auszukommen und fähig sein, an der Stimmlage auch die Stimmungslage seiner Gesprächspartner zu erkennen. Denn ein Seufzer ist auf Clubhouse eine ganze Geschichte.
Apropos Geschichte: Schon der Titel eines Clubhouse-Raumes muss die Story erzählen, denn er ist das einzige, mit dem ein Raum auf sich aufmerksam machen kann.
Faktenbox | |
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Gründung | April 2020 in Kalifornien |
Gründer | Paul Davison (ehemaliger Pinterest-Mitarbeiter) und Rohan Seth (ehemaliger Google-Mitarbeiter) |
Entwickler | Alpha Exploration Co |
Aktive Nutzer | 2 Millionen (weltweit, März 2021) |
Betriebs-system | Aktuell nur iOS, Android in Planung |
Fazit
- Bei Clubhouse kommt es allein auf den Content an – jedes Wort muss sitzen: im Titel, in der Bio, in den Räumen.
- Technisch ist die App nahezu barrierefrei, einzig die Bindung an das iPhone schließt einen Teil der User aus.
- Inhaltlich gibt es die volle Bandbreite von albern bis zukunftsorientiert – denn für jedes Thema finden sich Interessierte.
- Clubhouse ist eine Plattform, die Spaß macht, inspiriert und eine neue Dimension eröffnet.
Unsere Empfehlung: Unbedingt mitmachen: zuhören, ausprobieren, professionalisieren.
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