Was machen fünf junge Musiker, die a) erfolgreich sein, b) ein neues Album herausbringen, c) ihre Musik vor illegalen Downloads schützen und d) ihr neues Album professionell vermarkten möchten? Sie gründen ein Crowdfunding-Projekt. Nicht besonders innovativ sagen Sie? Stimmt. Crowfunding gibt es jetzt schon seit etwa sieben Jahren und ist mittlerweile eine arrivierte Finanzierungsform geworden. Vor allem in der Kulturszene hat sich das ausschließlich internetbasierte Sammeln von Geld etabliert.
Also machen die fünf Mitglieder der Berlin-Basler-Band The bianca Story kurzerhand ihre Fans, Freunde und Familie zu Ermöglichern und Unterstützern, die, wie sie es sagen, „die Musik befreien“. #bistdukumpel lautet das Hashtag, das Schlagwort, mit dem die Kampagne im Netz gefunden werden kann. Nach Twitter, Pinterest, Instragram und Google+ ist die Suche nach dem Meta-Tag mittlerweile auch bei LinkedIn und Facebook möglich.
Wer also Kumpel geworden ist, ist Teil einer Community, die es ermöglicht, das neue Album „Digger“ kostenlos von der Seite http://www.thebiancastory.com herunter zu laden – völlig legal. Allerdings erst, wenn 90.000 (in Worten neunzigtausend) Euro zusammen gekommen sind. Das ist eine bisher in Europa selten eingespielte Summe. Laut einer von der Pop Akademie Baden-Würtemberg 2012 veröffentlichten Studie Crowdfunding meets Music betrug der durchschnittlich Wert eines Musikprojektes 4.600 Euro. Wo steht The bianca Story jetzt? Hier gibt es die aktuellen Zahlen: http://wemakeit.ch/projects/thebiancastory.
Besonders wichtig für den Erfolg eines Crowdfundingprojektes sind die Tansparenz des Budgets (siehe hier http://www.youtube.com/watch?v=frna8rypgJ0), die Attraktivität der Incentives (oder Belohnungen, wie es bei http://wemakeit.ch/projects/thebiancastory heißt) und das Konzept sowie die Idee des Projektes (hier die Befreiung der Musik).
Die Veröffentlichung ihres Albums, an dem übrigens auch Yello-Star Dieter Meier beteiligt ist, wollten Elia Rediger, Anna Waibel (beide Gesang), Joël Fonsegrive (Bass), Fabian Chiquet (Keys) und Lorenz „Lori“ Hunziker (Drums) nicht von der Crowd abhängig machen, deshalb schalteten sie, wie schon bei vorherigen Alben, ihr Berliner Label Motor ein. Geschäftsführer Tim Renner war von der Idee sofort begeistert und war einverstanden: Wenn die Grundkosten eingenommen sind (eben jene 90.000 Euro), dann verzichten Band und Label auf jeden weiteren Verdienst aus dem Verkauf des Albums. Ein fairer Deal, wie ich finde (und an dem wir, nebenbei gesagt, beteiligt sind). Professionelle Arbeit muss auch professionell bezahlt werden.
Alle schreien nach Ideen, die das Musikgeschäft erneuern. The bianca Story und Motor haben eine gefunden. Alle (Band, Produzent, Label) bleiben im Boot, die Musik wird nach wie vor professionell produziert und vermarktet. Wenn die Masse, die Crowd, es möchte, gibt es die Musik umsonst. Das Gute daran: Die Unterstützung ist keine Spende. Das Geld ist nicht einfach weg, es gibt tolle Goodies dafür. Für zwei Euro zum Beispiel einen Musikbefreierorden, für 15 Euro die neue CD mit einem handgeschriebenen Brief der Band oder für 10.000 Euro ein Konzert im eigenen Wohnzimmer.
Ich bin schon Kumpel. Wann #bistdukumpel?