Interview mit Agenturchefin Minou Tikrani

Minou Tikrani, Geschäftsführerin der Konstruktiv PR-Beratungsgesellschaft mbH, spricht im Interview über Herausforderungen der PR Branche, den drastischen Wandel der Medienlandschaft und ihre eigenen Erfahrungen als Agenturchefin.


Frau Tikrani, Sie sind mittlerweile ein alter Hase im PR Geschäft. Mit Ihrer PR Agentur haben Sie viele Kunden beraten und die unterschiedlichsten Projekte umgesetzt. Erzählen Sie uns von den größten Herausforderungen, denen Sie sich gestellt haben.

Unser Beruf stellt uns vor viele unterschiedliche Herausforderungen. Als Geschäftsführerin ist meine wichtigste Aufgabe, neue Aufträge an Land zu ziehen. Bei Events waren die größten Hürden bisher die Sperrung der Mönckebergstraße und die Fluggenehmigung für einen Hubschrauber, der ein Auto auf einer Kreuzung absetzte (beides hat geklappt). In der Pressearbeit für Insolvenzverfahren, auf die wir spezialisiert sind, geht es häufig darum, dass nichts in den Medien steht – keine einfache Aufgabe. Das trifft auf jede Krisenkommunikation zu, ob es ein großes Wohnungsbauprojekt ist, das auf Widerstand der Anwohner stößt, ein Werksunfall oder Produktmängel. Der Lohn für die Mühe sind Arbeitsplätze, die erhalten bleiben, Menschen, die eine Wohnung finden oder die unauslöschlichen Erinnerungen die durch außergewöhnliche Aktionen entstehen.


Die Medienlandschaft verändert sich zurzeit drastisch. Print scheint immer mehr an Bedeutung zu verlieren, die digitalen Medien boomen. Was bedeutet das für die PR?

Das bedeutet für unsere Arbeit einen dramatischen Wandel. Print wird – nach meiner Einschätzung und Hoffnung – immer eine große Bedeutung haben – mit mehr Klasse statt Masse. Tagesaktuelle Themen haben in den Printmedien der Zukunft keinen Platz mehr, diese werden schneller und besser in den digitalen Medien abgebildet. Gedruckt werden fundierte Auseinandersetzungen mit Ereignissen, Trends und Situationen – eine Art SWOT-Analyse zu jedem Thema. Der Strukturwandel hat zur Folge, dass der Platz in gedruckten Medien immer wertvoller wird. Für uns PR-Schaffende liegt die Chance in gut recherchierten, interessanten Meldungen. Je besser die Informationen sind, die wir im Auftrag unserer Kunden zur Verfügung stellen, umso größer ist die Chance, dass diese auch verwendet werden.

Wir bei Konstruktiv PR haben schon auf diese Entwicklung reagiert und mit der Expertenpositionierung eine Art der Kommunikation entwickelt, die den Medien genau das anbietet, was sie in Zukunft benötigt: qualifizierte Gesprächspartner mit tiefem Fachwissen, die in der Lage sind, auch komplexe Zusammenhänge verständlich, manchmal auch amüsant zu vermitteln.


Vor mehr als einem Jahr schrieben Sie im Blog „Ich würde es wieder tun“,  dass Sie 20 Jahre nach Gründung Ihrer PR-Agentur die Entscheidung keineswegs bereuen. Geht es Ihnen heute noch genauso?

Auf jeden Fall. Es gibt für mich keinen spannenderen Beruf. Der Kontakt zu unseren Kunden, zu Journalisten, zum Team, die Möglichkeiten, kreativ zu sein, die Chance, herausragenden Projekten und Unternehmen zur verdienten Öffentlichkeit zu verhelfen, immer wieder neue Lösunge zu finden – das sind nur einige der Aspekte, die mich glücklich machen.

Natürlich gibt es wie in jedem Beruf und in jeder Branche auch Schattenseiten, zum Beispiel der ständige Kampf um Aufträge und die Tendenz einiger Unternehmen, gute Leistungen schlecht bezahlen zu wollen. Einige Klienten möchten einen Rolls-Royce kaufen aber nur einen Fiat 500 bezahlen.


Was würden Sie Ihrem 33-jährigen Ich für die Gründung und Führung einer PR Agentur mit auf den Weg geben?

Rat Nummer 1: Rat holen – ich war etwas überheblich und meinte, alles zu können. Das war weit gefehlt. Coaching und Beratung an der einen und anderen Stelle hätten mir viel Ärger und finanziellen Schaden erspart.

Rat Nummer 2: Auf den Bauch hören – mein Bauch hatte im Nachhinein immer Recht. Manchmal habe ich den Kopf entscheiden lassen, gegen mein Gefühl. Es war jedes Mal die falsche Entscheidung.

Rat Nummer 3: Die Finanzen ordentlich planen – als Betriebswirtin hätte ich es besser wissen müssen: Ich war so begeistert, selbständig zu sein, dass ich gleich voll losgelegt habe. Es wäre besser gewesen, erst einmal einen ordentlichen Businessplan zu erstellen.

Rat Nummer 4: Nur das leisten, was im Vertrag steht. Aus Unsicherheit habe ich am Anfang immer viel mehr gemacht als vereinbart, was die Kunden berechtigter Weise nicht zu zahlen bereit sind.

Rat Nummer 5: Projekte professionell steuern – ich habe die Bedeutung und die Aufgabe der Projektleitung stark unterschätzt


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