Und wie haben Sie diese Situation für sich gelöst?
Das HSBA-Magazin, die Zeitschrift der Hamburg School of Business Administration, hat diese Fragen drei Mitgliedern der Versammlung eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg (VEEK) gestellt. Die Antowrt von Minou B. Tikrani, Geschäftsführerin der Konstruktiv PR-Beratungsgesellschaft mbH:
Als junge Journalistin bin ich häufiger zu einem fürstlichen Essen oder einer exklusiven Reise eingeladen worden, um damit für ein Produkt oder ein Unternehmen positiv gestimmt zu werden. Vielleicht wäre ich den Versuchungen verfallen, wenn es nicht die strengen Leitlinien meines Arbeitgebers, des Axel Springer Verlages, gegeben hätte. Als Geschäftsführerin einer PR-Agentur erlebe ich es häufig, dass Unternehmen der Meinung sind, man brauche Journalisten nur ordentlich zu pudern und schön würden nette Berichte in der Zeitung stehen. Meine Meinung dazu ist eindeutig: So geht es nicht! Natürlich kann mit einem ordentlichen Budget gute Vorarbeit geleistet werden. Wir als Agentur können damit das Thema umfassend recherchieren, Visualisierungen wie Infografiken liefern, Basismaterial wir Statistiken und Umfragen erstellen und hervorragende journalistische Texte schreiben. Mit diesen Inhalten, Content, wie es so schön heißt, erreichen wir bei der Pressearbeit am meisten.
Ich werde auch immer gefragt, ob nicht in einem moralischen Konflikt gerate, wenn unsere Agentur für die Zigarettenindustrie arbeitet. Oder wie gehen wir mit Anfrage von der Rüstungsindustrie um? Wie kommuniziere ich für Unternehmen, deren Produkte mit Kinderarbeit hergestellt wird? Es gibt für mich nicht Schwarz und Weiß. Ich versuche, bei meinen Entscheidungen die vielen Graustufen zu berücksichtigen. Dazu führe ich Gespräche mit meinen Mitarbeitern und meiner Familie. Außerdem halte ich mir immer wieder unsere eigenen Leitlinien vor Augen. Da kann es schon mal passieren, dass wir einen Auftrag nicht annehmen. Wenn ich etwas gegen meine Überzeugung tun würde, hätte wir einen kurzfristigen Gewinn, langfristig wäre unsere Reputation und Glaubwürdigkeit ruiniert – und ich würde unglücklich werden. Damit sind moralische Entscheidungen letztlich auch betriebswirtschaftlich und gesundheitlich sinnvoll.
Erschienen in der Sommer-Ausgabe des HSBA-Magazins.