Neue Wege in der Musikindustrie
Tim Renner kennt sich aus in der Musikindustrie. Er ist Produzent, war Geschäftsführer der Universal Music GmbH und baute in den letzten Jahren mit Motor Entertainment ein Medienunternehmen auf, das vom Label übers Internetportal bis hin zum TV-Produzenten auf vielen Spielfeldern aktiv ist. Renner arbeitete mit Eminem, Sting, U2, Bon Jovi, Rosenstolz und Rammstein. Er sagt: „Musik muss sich frei anfühlen. Sie ist pure Emotion. Damit kann man viel Geld verdienen, aber tut man das zu offensichtlich, ist es wie Prostitution.“ In dem Moment, wo keine Produkte mehr in Form von CDs und LPs verkauft werden, müssen alle (Künstler und Industrie) kreativ in der Beschaffung von Geld auf anderen Wegen werden.
Renner: „Die Fans sind bereit, Geld auszugeben, aber nicht allein für die Musik.“ Sie möchten ein Teil der Band werden. „Sie möchten entweder einen bequemen Zugang und bezahlen für Streamingangebote und somit für den Service, oder einmalige Artikel, die es nie in Läden oder zum Download geben wird“, so Renner. Das kann ein persönlich gewidmeter Song oder ein handgeschriebener Brief sein. Hauptsache witzig, einmalig und persönlich. Mit der Indie-Band The bianca Story aus Basel versucht Tim Renner diesen Weg zu gehen. „Wir graben einen Tunnel in das verhärtete Gestein der Musikindustrie“, sagt Elia Rediger, Sänger der Band, die auf Professionalität bei der Entstehung und der Vermarktung des neuen Albums „Digger“ nicht verzichten wollte. „Wir brauchen unser Label“, sagt Fabian Chiquet, Keyboarder und Manager der Band: „Die Erfahrung, die Kontakte und das Know-how von Motor sind für uns sehr wichtig.“ Das ist nicht umsonst, erklärt Rediger: „Mit Produktionskosten, Promotionsausgaben und Verdienst der Bandmitglieder kommen wir auf 90.000 Euro.“
„Bist Du Kumpel?“ fragt die Band deshalb ihre Fans. Schaffen es die Kumpel, diesen Betrag aufzubringen (in diesem Fall über die Crowdfunding-Plattform wemakeit.ch), verzichten Band und Label auf jede weitere Einnahme durch den Verkauf des Albums. „Dann gibt es das Album umsonst zum Download“, so Rediger. Die Liste der Belohnungen für die Unterstützung entwickelt sich dynamisch, denn jeden Tag kommen der Band neue Ideen: zum Beispiel ein exklusives Skype-Konzert oder ein Golden-Life-Time-Ticket für zwei Personen. In ihrer Heimat, der Schweiz, haben The bianca Story Kultstatus. Dieter Meier, der auch bei der neuen Single „Does Mani Matter“ und dem dazugehörigen Video mitmacht (seit dem 4. Oktober bei thebiancastory.com online), sagt über The bianca Story: „Diese Gruppe können echte Weltstars werden.“
Tourdaten, Musik, das Video zur neuen Single sowie weitere Informationen gibt es unter www.thebiancastory.com und www.wemakeit.ch.
Tim Renner
Tim Renner ist kein Unbekannter der Branche. In seinem neuen Buch „Wir hatten Sex in den Trümmern und träumten“ (Berlin Verlag), das am 15. Oktober erscheint, gibt er zusammen mit Sarah Wächter Einblick in die Popindustrie. Es ist bereits sein drittes Buch. In „Kinder, der Tod ist gar nicht so schlimm! – Über die Zukunft der Musik- und Medienindustrie“ (Campus, vergriffen) analysiert Renner die Situation der Popmusik in Zeiten der Digitalisierung. Mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Kai-Hinrich Renner zeigt er in „Digital ist besser“ (Campus) die Chancen des Internets auf. Tim Renner ist Jahrgang 1964 und lebt heute in der Stadt, in der geboren wurde: in Berlin.
The bianca Story
New Wave Rock ’n‘ Roll nennen die Basler ihren Musikstil, genau einzuordnen ist er nicht. Mal in rhythmischen Popbeats, mal als melancholische Balladen spielt die Band von den hitzigen und unvergesslichen Dingen im Leben, von Schwesternliebe, Auswanderung und Geltungsdrang. Die Bandmitglieder sind mehr als eine Band, sie sind ein kreatives Kollektiv, das auch in Performance-, Installations- und Multimedia-Kreisen zuhause ist. Die Band besteht aus fünf Mitgliedern: Elia Rediger, Anna Waibel (beide Gesang), Joël Fonsegrive (Bass), Fabian Chiquet (Keys) und Lorenz „Lori“ Hunziker (Drums).
Gerne nehmen wir Ihre Interviewwünsche mit Tim Renner und Elia Rediger entgegen und organisieren einen Termin.
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